Josef Münch schreibt in seinem Kirchenführer „250 Jahre St. Georg-Kirche Marienroth“, dass die Bevölkerung von Marienroth um 1655 mit großer Intensität forderte, möglichst alle kirchlichen Dienste vor Ort geschehen zu lassen. Im Staatsarchiv Bamberg liegt ein Dokument, das den Willen der Marienrother bekundet, sich im Jahre 1848 von Teuschnitz nach Rothenkirchen auspfarren zu lassen. Warum das? Weil die Marienrother, obwohl sie eine Kirche erbaut hatten, genau wie die Haßlacher zu Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen zur Pfarrkirche nach Teuschnitz mussten. In den Tauf-, Heirats- und Beerdigungsmatrikeln findet sich selten eine Eintragung mit dem Hinweis Filialkirche. Von Wickendorf gibt’s in dieser Hinsicht auf Grund der räumlichen Nähe zu Teuschnitz nichts zu berichten. Die Schäflein mussten also schön zu ihrem Hirten nach Teuschnitz kommen und nicht umgekehrt. Darauf war man auch beim Genehmigungsverfahren zur Wickendorfer Ortskapelle im Jahr 1864 bedacht, denn der damalige Bürgermeister Daum schreibt am 17.04.1864 an das Königliche Pfarramt Teuschnitz, dass die zu erbauende Kapelle eigentlich nicht zum öffentlichen Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen eingerichtet werden soll.
Eine Wende trat ein, als der Krieger- und Veteranenverein Wickendorf am 19.03.1925 beschloss, ein Kriegerdenkmal in Form einer Kapelle zu bauen. Der anwesende Stadtpfarrer und spätere Dekan Mauderer aus Teuschnitz schlug den Bau einer Kirche vor. Deshalb gründete man am 05.04.1925 einen Kirchenbauverein. Am 21.11.1926 fand der 1. Gottesdienst in Wickendorf im Betsaal des „Gasthaus zur Linde“ statt. 1933 gingen gemeinsam der Kirchenbauverein Wickendorf und die Kirchenstiftung Marienroth daran, sich von Teuschnitz zu lösen. Im Dezember hatten sie schon einen Plan für eine Kuratenwohnung im Haus des Andreas Hofmann, Wi 34 erstellen lassen. Am 12. Juli 1934 stand die „Zuschussberechnung zum Gehalt des Kuraten von Wickendorf und Marienroth“ fest (Verteilerschlüssel schon damals 2 : 1). Und das zu einer Zeit, in der Wickendorf noch gar keine Kirche hatte. Also wurde mit dem Bau des Gotteshauses am 1. September 1936 begonnen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. September und am 13. Juni 1937 wurde die Kirche vom Erzbischof Jakobus von Hauck geweiht. Mit der am 27.01.1938 vom Erzbischölichen Ordinariat Bamberg genehmigten „Gottesdienstordnung für Wickendorf und Marienroth“ ging es nun wieder weiter in Richtung Kuratie. Am 12. Mai 1941 schrieb der neue Teuschnitzer Pfarrer Geiger an das Erzbischöfliche Generalvikariat in Bamberg, dass der Kaplan Adam Wolf zum 14. Mai zum Wehrdienst eingezogen sei und am 12. Mai seine Dienststelle verlassen habe.
Aus Sorge um die kirchliche Betreuung und nicht um den damaligen Kaplan Wolf vom Kriegsdienst zu verschonen, schrieben die Kirchenverwaltung Wickendorf am 28. Mai und die Kirchenverwaltung Marienroth am 3. Juni 1941 an das Erzbischöfliche Ordinariat. 52 Haushaltsvorstände aus Marienroth und 109 aus Wickendorf bekräftigten mit ihren Unterschriften die Forderung auf Errichtung einer Kuratie Wickendorf – Marienroth. Nun folgt ein reger Schriftverkehr zwischen Wickendorf – Marienroth nach Bamberg und von Bamberg nach Teuschnitz, weil der Pfarrer in Teuschnitz von diesem Vorhaben nicht begeistert war. Mit Datum vom 9. September 1941 erhielt das Pfarramt in Teuschnitz ein Schreiben vom Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg mit dem Betreff: Kuratie Wickendorf – Marienroth, in dem es hieß:
„Seine Exzellenz der Hochwürdigste Herr Erzbischof hat mit Wirkung ab 1. 9. 1941 die Kaplanei Teuschnitz nach Wickendorf verlegt und in eine Kuratie umgewandelt. Bezüglich der aufzustellenden Dienstanweisung für den Kuraten wollen Pfarrer und Kurat ihre Wünsche anher mitteilen.“
Erstellt am 25.05.2011
von Friedrich Schubert
Wickendorf, Wiesenweg 7
96358 Teuschnitz